10 Strategien für einen gelassenen Umgang mit Wartezeiten

Wir alle sind tagein, tagaus irgendwo und irgendwann am warten.

Wir warten gefühlte Stunden am Schalter, warten im Stau, an der Kasse, beim Arzt, an der Bushaltestelle und darauf, dass die Ampel endlich grünes Licht gibt, warten auf den Schlaf, unser Date, unseren Coffee to go.

Durchschnittlich 374 Tage seines Lebens verbringt der Mensch konkret mit Warten. Ganz schön viel, nicht?

Und wenn wir jetzt noch die Zeit dazurechnen, in der wir etwas er-warten oder auf etwas ganz ungeduldig warten, dann sind wir gut ein paar Jährchen in unserem Leben mit etwas beschäftigt, das vielleicht gar nie eintreten wird.

Eigentlich ist die Warterei eine tolle Sache. Sie schenkt uns kleine oder grössere Momente der Ruhe und des Nichts-Tun-Müssens, lässt uns aufatmen, durchatmen und runterfahren. Wenn uns das bewusst wird und wir uns nicht jedes Mal tierisch nerven, weil uns die Wartezeit überhaupt nicht in den Kram und schon gar nicht in unseren Zeitplan passt, dann kann jedes Warten sinnvoll genutzt werden.

Nun gibt es jedoch eine Sache, die ganz und gar nicht gelassen mit Wartezeiten umgehen kann und oftmals gerade dann erscheint, wenn wir eben irgendwo warten müssen. Und das ist die Panik.

Mit sehr gemischten Gefühlen denke ich an die Zeit  zurück, in der die Panikstörung mich so dermassen unter ihrer Fuchtel hatte, dass ich nicht mehr fähig war, eine Minute ruhig sitzen zu bleiben. Warten war für mich der absolute Horror und sehr oft konnte ich die Unruhe und die Angstgefühle, die mich währenddessen überkamen, schlicht nicht aushalten. Ich erinnere mich an Situationen beim Arzt, in denen ich durch die ganze Praxis tigerte und meine Runden lief, hin und her und hin und her, vom Wartezimmer zur Toilette und wieder zurück, unfähig still zu bleiben und nicht mehr dazu in der Lage, mit der Ruhe, die das Warten mit sich bringt, angemessen umzugehen.

Auch heute noch bin ich kein Freund von langen Wartezeiten. Ich habe aber gelernt, entspannter damit umzugehen und weiss inzwischen, wie ich mir selber dabei helfen kann, die ganze Sache erträglicher zu gestalten.

Wenn Du selber von einer Panik-oder Angststörung betroffen bist, dann wirst Du viele Situationen, in denen Du eventuell warten musst, vermeiden:

Du wirst extra früh aus den Federn hüpfen, um als erste Person im Supermarkt auf der Matte zu stehen. Nur so vermeidest Du die Schlange an der Kasse.

Du wirst Dir auch keine Arzttermine am Nachmittag geben lassen, sondern kannst nur die am frühen Morgen wahrnehmen. Wegen der Wartezeiten. Ansonsten gehst Du halt nicht zum Arzt. Oder erst eine Woche später. Auch wenn es wichtig wäre.

Und wann warst Du das letzte Mal beim Friseur???

Ob Du willst oder nicht, es lassen sich nicht immer alle Wartezeiten vermeiden. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie Du Dir selber dabei helfen kannst, gelassener damit umzugehen.

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Wenn Du in einer akuten Angst-Krise bist und alleine der Gedanke daran, irgendwo warten zu müssen, Panik auslöst oder auch, wenn Dein Körper dauernd falsche Alarmsignale aussendet und Stressgefühle nicht mehr selbstständig regulieren kann, dann kann Ablenkung sehr hilfreich sein. Such Dir etwas aus, dass Dich mental richtig fordert, so dass Du Dich so fokussiert wie möglich auf diese eine Sache konzentrieren kannst.

Eine andere Möglichkeit und genau das Gegenteil von Ablenkung ist die Zuwendung zu Dir selber. Indem Du Deine Gefühle und Gedanken beobachtest, kannst Du Wartezeiten sehr sinnvoll nutzen. Aus eigener Erfahrung weiss ich aber, dass diese „Innenschau“ nur dann möglich ist, wenn der Körper eine gewisse Stufe der innerer Ruhe erreicht hat. Vorher wirst Du gar nicht in der Lage sein, Dich mit Dir selber auseinanderzusetzen. Nicht in Situationen, die Dich unfreiwillig zum Warten verdonnern.

Folgende Strategien habe ich alle selbst getestet, mehrmals angewendet und für gut empfunden. Bestimmt ist auch etwas für Dich dabei:

1. Handy-Games

Strategie-und Konzentrationsspiele sind perfekt dazu geeignet, Dich abzulenken und Deine Gedanken zu fokussieren. Ich weiss nicht, wie oft ich 2048 gespielt habe (kennt das überhaupt noch jemand?), aber dieses Game hat mich schon manche Wartezeit überstehen lassen.

2. Kreuzworträtsel/Sudoku

Völlig out meinst Du? Oma-Style? Mag sein. Aber nichtsdestotrotz absolut wirkungsvoll. Vor allem Sudoku ist wie geschaffen für die Konzentration. Grosser Ablenkungsfaktor!

3. Telefonieren/Nachrichten schreiben

Nun, ich denke mal, das spricht für sich selber!

4. Fotos machen

Ich selber liebe die Knipserei! Egal wo ich bin, es wird fotografiert. Wenn Du irgendwo warten musst, kannst Du die Fotos gleich bearbeiten und so lange rumtüfteln, bis das Bild Dir passt. Die Zeit vergeht wie im Flug!

5. Menschen beobachten

Alles was Dich von Deiner inneren Unruhe ablenkt ist ideal. Dazu gehört auch das Beobachten Deines Umfelds. Schau Dir die Menschen in Deiner Nähe für einmal etwas genauer an und beschreibe in Gedanken was Du siehst. Du kannst Dir auch zu jeder Person eine Geschichte ausdenken.

6. Dinge neutral bewerten

Falls Dir das Beobachten von Menschen unangenehm ist, kannst Du das Gleiche mit Dingen tun, die in Deiner unmittelbaren Nähe sind. Zum Beispiel der Stuhl vor Dir im Wartezimmer. Welche Form hat er? Welche Farbe? Aus welchem Material ist er gemacht?

7. Rückwärts zählen

Zähl von 2481 rückwärts auf null:)…

8. Progressive Muskelentspannung

Sehr empfehlenswert und eine tolle Sache um Dich abzulenken und gleichzeitig Deinen Körper zu entspannen. Lies meinen Beitrag „Progressive Muskelentspannung“, wenn Du mehr darüber erfahren möchtest.

9. Bauchatmung

Wenn wir angespannt, unruhig und nervös sind, haben wir die Tendenz nur noch oberflächlich in den Brustraum zu atmen. Die Bauchatmung hilft Dir dabei, wieder ruhiger zu werden und Dich auf Dich selber zu konzentrieren. Leg Dir dabei eine Hand auf Deinen Bauch und die andere auf den Brustkorb. So kannst Du genau spüren, ob Du auch wirklich in den Bauch atmest. Weitere Entspannungsübungen für unterwegs findest Du „hier“.

10. Gedanken und Gefühle aufschreiben

Ich habe immer ein kleines Notizbuch bei mir. Für alle Fälle. Bin ich beispielsweise am warten oder unterwegs und es kommen angstmachende Gedanken und Gefühle hoch, dann zück ich meinen Kuli und fang an zu schreiben. Schon alleine der Akt des Schreibens bringt mich etwas auf Abstand zu meinen Emotionen. Wenn ich dann noch versuche, genau aber neutral zu beschreiben, was ich jetzt im Moment fühle und denke oder wenn ich mir Mut-machende Sätze aufschreibe, dann gelingt es mir viel besser, mit schwierigen Situationen umzugehen.

Was tust Du, um die Warterei für Dich erträglich zu gestalten? Was hilft Dir dabei, gelassener damit umzugehen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar:)!

 

 

 

 

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